Ich weiß aus Erzählungen, dass viele Erasmusstudenten in der Türkei zunehmen. Das wundert mich nicht, denn die türkische Küche ist nicht nur lecker, sondern eben auch sehr fettig. Von dem Hang zum Übersüßen werde ich außerdem erzählen, wenn es an die Nachspeisen geht. Nur so viel: Ich habe heute meine türkischen Freunde an der Uni besucht und wurde Zeuge, wie sich jeder von ihnen 4-5 Stücke Zucker in den Tee gepackt hat. Mein Erstaunen konnte keiner so recht nachvollziehen. Immerhin: Es kann doch gar nicht süß genug sein. Oder?
Zürck zum Fett, denn wann immer ich der Köchin meiner Gastfamilie beim Kochen zusehe, ploppt in meinem Kopf die Frage auf: Esse ich wirklich das, was gerade zusammen mit einer halben Flasche Öl in der Pfanne schmort? Mit Fett wird hier nicht gespart; der "weniger ist mehr"-Gedanke allenfalls belächelt. Einige Gerichte schwimmen geradezu im Fett und wenn nicht, dann werden sie eben mit Buttersoße übergossen. Gleiches gilt für die türkischen Salate, die nur gut aussehen, solange sie nicht angerichtet sind. Joghurt Dressing oder Balsamico sind gänzlich unbekannt, stattdessen wird über dem Salat eine Flasche Öl ausgekippt. Dazu gibt es etwas Zitronensaft. Den besten Salat meines Lebens werde ich sicher nicht in der Türkei bekommen.
Hier nun eine kleine Auswahl an Hauptgerichten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit versteht sich:
Ich liebe Biber Dolmasi, mit Pilav und Hackfleisch gefüllte, grüne Paprika. Nach dem Füllen werden die Paprika in einer Tomatensoße gekocht. Sie gehören zum Standartreportoire der Köchin und kommen jede Woche auf den Tisch. Das stört mich nicht besonders, denn wenn es nach mir ginge, würde ich nichts anderes mehr essen. Am besten schmeckts mit einem großen Löffeln Naturjoghurt dazu, den ich als Soße für jeden Anlass zu schätzen gelernt habe.
Gefüllt werden nicht nur Paprika, sondern auch noch andere Gemüsesorten. Sehr gängig ist die mit Hackfleisch gefüllte Aubergine (Karniyarik). Sie ist lecker und unvorstellbar fettig. Ehrlich: Sie schwimmt im Fett. Überhaupt wird die Aubergine in der türkischen Küche oft verkocht, aber es scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein, dass man sie so zubereitet, dass sie hinterher einen Fettanteil von +50% hat...
Natürlich kommt eine Beschreibung der türkischen Küche nicht ohne Erwähnung von Kebap aus. Den gibt es in vielen verschiedenen Variationen, mit Lamm oder Hühnchenfleisch, im Brötchen oder mit Reis auf dem Teller, scharf oder weniger scharf. Ich esse am liebsten Tavuk Kebap. Der ist relativ langweilig, es handelt sich lediglich um Hünchenfleisch, das am vom Spieß gebraten wurde.
Ein bisschen ausgefallener ist der Iskener Kebap (Alexander Kebap). Es handelt sich um auf Brot servierter Kebap, der mit Tomatensoße übergossen wird. Das Brot hat zuvor in Butter gebadet und das schmeckt man auch. Ich habe selten etwas sooo fettiges gegessen. Dazu gibts dann aber noch einen Klacks Joghurt, um dem ganzen den Anschein von etwas Gesundem zu geben.
Ebenfalls in vielen Ausführungen bekommt man Köfte, die türkische Frikadelle. Der Urtyp, die Kuru Köfte, die klassische Brat-Frikadelle wird aus Hackfleisch, Brot, Zwiebeln, Pfeffer, Pul Biber (grobem, scharfem Paprika), Kreuzkümmel, Salça (Tomaten- oder Paprika-Paste) und Petersilie gemacht. Serviert werden sie meist mit Kartoffeln. In den Lokanta (so nennt man die Restaurant, in denen die Gerichte in großen Auslagen angerichtet sind und man sich das gewünschte durch Draufzeigen aussuchen kann) schwimmen die Standartköfte zusammen mit Kartoffeln und Tomaten in einer Tomatensoße. Es gibt aber auch Restaurants, die Köfte pur anbieten. Zu den Frikadellen gibt es dann nur Salat, Brot und einen großen Haufen Zwiebeln.
Lahmacun ist in Deutschland als Türkische Pizza bekannt. Es handelt sich um ein dünnen Teigfladen, der mit Hackfleisch, Gemüse und Gewürzen belegt wird. Im Restaurant bekommt man dazu Salat, Zwiebeln, Zitrone und eine scharfe Gewürzmischung, mit der man den Lahmacun belegt und ihn zum Essen zusammenrollt.
Zur Vollständigkeit ein sehr typisches türkisches Gericht: Kuru Fasülye. Es handelt sich um einen Eintop aus großen weißen Bohnen, der zusammen mit Pilav (türkischem Reis) gegessen wird. Es schmeckt nicht schlecht, aber etwas langweilig und jedesmal, wenn ich die Bohnen esse, habe ich das Gefühl, das eine interessante Geschmacksnote fehlt.
Manti wird eine Art türkische Ravioli genannt. Ich habe gelesen, sie sei aufwendig zu machen und wollte das nicht glauben - bis ich einmal selbst zugesehen habe. Die Ravilostücke werden traditionell einzelnd per Hand gemacht. Also: Teig schneiden, mit Fleisch belegen, einrollen, kochen. Wenn man bedenkt, dass jedes einzelbe Teigstück nur 1x1cm groß ist und man jede Menge dieser Stückchen vorbereiten muss, um eine Familie satt zu bekommen, dann: Ja, es ist aufwendig, Manti zu machen. Man könnte die Teigstücke natürlich auch größer machen, damit es nicht ganz so lange dauert. Es gibt aber Zubereitungsweisen, bei denen sie so klein sind, dass mehr als 30 Manti auf einen Löffeln passen. Serviert wird das fertige Gericht mit Joghurt und Buttersoße/ Minze/ Ketchup.