In der Türkei scheint es für alles einen extra Job zu geben. Ein gutes Beispiel sind Restaurants und Cafés: Für mich, die ich gewöhnlich brav mein Tablett abräume und in den Geschirrständer schiebe, war es anfangs eine Umstellung, meinen Tisch zugemüllt zu hinterlassen. Selbst in den einschlägigen Fast-Food-Resatutrants (wie dem, mit dem großen gelben M), in denen man (jedenfalls in Deutschland) die Tabletts mit den Plastikverpackungen wie selbstverständlich abräumt (auch weil man sonst mit den bösen Blicken der einheitlich unschick gekleideten Mitarbeitern gestraft wird), bleiben die Tabletts auf den Tischen. Die Geschirrständer sucht man allerdings auch vergebens. Stattdessen flitzt überall dort, wo man sich zum Essen und Trinken niederlassen kann, ein flinker Jemand umher, der dreckiges Geschirr und Müll von den Tischen pflückt. Von der Mensa der Technischen Uni wurde mir berichtet: Die Studenten sind hier zwar durchaus angehalten, ihre schmucklosen Essenstabletts (ein Blecktablett mit Mulden für die verschiedenen Gänge, Stichwort: Hundeschüssel) abzugeben - trotzdem gibt es Personal, das den Plastikmüll der Brotverpackungen von den Tischen sammelt. Während dem Essen versteht sich - zwischen Mulde eins und Mulde zwei greift blitzschnell eine Hand über der Schulter und schwupp ist die Brotverpackung futsch.
Es gibt viele Jobs, die man in Deutschland nicht kennt: Die freundlichen Herren vor den Restaurants, die dich wortgewandt zum Einkehren überreden wollen; Personal, das vor einigen besonders dicht beparkten Straßen breitsteht, um den Kunden beim Einparken zu helfen und - ein besonderer Service - an den Tankstellen stehen nette Menschen, die das Tanken übernehmen. Nie wieder Ärger mit dem Tankdeckel - ein Traum wird wahr! Auch Putzpersonal scheint es reichlich zu geben, in meiner kleinen Schule gleich zwei Personen. Und die führen den Kleinkrieg fort, den die Putzfrau im Haus meiner Gasteltern begonnen hat: Aus einem mir unerfindlichen Grund wollen sie immer dort putzen, wo ich grade sitze - und scheuchen mich deshalb unaufhörlich von einem Raum zum nächsten. Obwohl beide sehr nett sind, ist bezüglich der Putzfrage eine Hassliebe erkeimt. Ihre Augen blitzen, wenn sie mit erhobenem Feudel an der geöffneten Tür erscheinen und ich kann an ihrem Lächeln ablesen, dass sie mich im nächsten Moment in unverständlichem Türkisch aus dem Raum komplimentieren werden. Widerstand zwecklos. Mit dem gleichen fiesen Grinsen stehe ich dann aber üblichweise an der Tür - bereit den Raum zu entern, sobald der Feudel sich hebt.
Heute stürmte eine ganze Battailonne Putzleute die Schule, putze die dunklen Ecken, die Treppen und alle Fenster. Der Grund: Der Bürgermeister von Kadiköy erweist uns morgen die früh die Ehre seines Besuches. Ich wurde denn auch gleich vier Mal gefragt, ob ich morgen da sein werde, um ihn zu treffen. Werde ich. Und ich kanns kaum erwarten...
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