Wieder ein verrückter, langer Tag in Istanbul. Ich hab meinen freien Tag genutzt um ein Hotel für meine Mama und Oma zu suchen. Wieder eine halbe Weltreise, um auf die andere Seite des großen Flusses zu kommen: Per Zug, Fähre und schließlich per Straßenbahn bis ins Herz von Istanbuls Touristenviertel um die blaue Moschee und die Hagia Sofia. Das passende Hotel war schnell gefunden, denn die Rezeptionisten waren ausnahmweise ausnahmslos der Englischen Sprache mächtig, was die Konversation erleichterte und mir ein Gespräch mit Händen und Füßen ersparte (Wie in Tabu: "Erklären Sie das Wort/die Phrase Fahrstuhl/sauberer Raum/Dusche vorhanden pantomimisch."). Anschließend gönnte ich mir sehr touristisches Mittagessen in einem überteuerten pseudo-orientalischen Restaurant, wo ich bei türkischer Musik versuchte, eine Liste für meine Weihnachtsgeschenke zu schreiben. Aussichtlos. Weihnachtsstimmung? Gleich null.
Nach meiner Mittagspause ließ ich mir die Sonne ins Gesicht scheinen (Ja, liebe Leute daheim in Deutschland - Wetter heute: 15°C und Sonnenschein) und hatte plötzlich Lust auf Gesellschaft. Und während ich noch die klugen Worte von Nina im Ohr hatte ("Man ist nicht allein, wenn man es nicht möchte."), sprach mich ein Mann (Serkan) an, der mich auf einen Cay in seinen Laden einladen wollte. Das sei nämlich türkische Tradition, erklärte er mir weiter. Laut einer Redensart sichert ein gemeinsames Cay-Trinken einem eine 40jährige Freundschaft. Wie kann man so ein Angebot ablehnen? Kurz darauf fand ich mich also auf einem niedrigen Stuhl sitzend vor dem Juweliergeschäft des Mannes wieder, wo wir gemeinsam mit seinem Bruder Cay tranken. Der Bruder wurde übrigens in Deutschland geboren und sprach fließend deutsch. Und weil in den Wintermonaten wenig Touristen in Sultanahmet sind und damit wenig Arbeit, kamen nach und nach die Ladenbesitzer aus der Umgebung vorbei, blieben, tranken Cay, redeten und lachten. Die meisten konnten Deutsch, alle sprachen ein gutes Englisch. Also blieb ich auf einen weiteren Cay und noch einen - am Ende fast zwei Stunden. Nebenbei wurde von ihnen in die Wortvielfalt des türkischen Fluchens eingeführt und es stellte sich heraus, dass Fluchen in Deutschland eine hoffnungslos unterentwickelte Kunstform darstellt. Tatsächlich haben die Männer lachend alle gängigen deutschen Schimpfwöret aufgezählt und bemängelt, wie brav sie neben den türkischen Ausdrücken wirken. Auf eine Aufzählung möchte ich an dieser Stelle allerdings verzichten.
Serkan half mir dann noch bei meinen Einkäufen und brachte mich zu einem weiteren seiner Brüder, der mir einen teueren, handgemacht Teppich aufschwatzen wollte. Das muss man den Türken lassen: Verkaufen können sie!
Serkan half mir dann noch bei meinen Einkäufen und brachte mich zu einem weiteren seiner Brüder, der mir einen teueren, handgemacht Teppich aufschwatzen wollte. Das muss man den Türken lassen: Verkaufen können sie!
Alleine blieb ich dann auch auf der Fähre nicht. Während ich mir Notizen für diesen Blog machte (eingetaucht in das orangene Licht der Abendsonne, während die Fähre sanft auf den Wellen des Bosporus schaukelt und die das kreischen der Möwen im Ohr habe), sprachen mich vier Jungen auf den Nebenbänken an und wollten wir weißmachen, einer von ihnen wäre ein berühmter Schauspieler. Meine Nachfrage, welcher Film es denn sei überrumpelte ihn so sehr (was für eine unvorhersehbare Frage!), dass er sofort zugab, zu lügen. Ich verbrachte die Fährfahrt damit, ihn gemeinsam mit seinen Freunden aufzuziehen - "Ich bin so glücklich! Endlich treffe ich einen wirklichen Filmstar!"
Nebenbei: Schocken würde es mich nicht mehr. Alper Kul (Ebrus Bruder) kommt diese Woche mit einem Comedy-Film in die Kino. In jeder Zeitung auf dem Wohnzimmertisch findet man ein Foto von ihm - sogar schicke schwarz-weiß Fotografien in einer der Frauenzeitschriften...
Impressionen von meinem Tag:
Boot in Eminönü. Hier kann man die berühmten Fischbrötchen mit Fisch aus dem Bosporus kaufen. Ich fands sie allerdings nicht so toll...
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