Mein Schulweg (schon komisch seinen Weg zur Arbeit so betiteln zu können) hat sich heute in ein kniffliges Jump-and-Run-Game verwandelt. In Istanbul hat es heute geregnet. Nicht nur ein bisschen, sondern so, wie man es sonst vom besten Bremer Herbstregenwetter gewohnt ist. Obwohl die Niederschlagsrate in Istanbul tatsächlich höher ist als in Bremen, sind die Straßen nicht wirklich auf Dauerregen eingestellt. Auch Hauptstraßen entwickeln sich mitunter zu Flüssen. Und da Autos nicht bremensen wollen/ können/ werden bedeutet das für den Fußgänger, der neben den Riesenpfützen zur Arbeit eilt (ich): Rennen, bremsen, rennen, zur Seite springen, rennen - um dem Wasser von unten zu entgehen. Ansonsten lässt sich das einfach Prinzip "Großes Auto + große Pfütze am Straßenrand = Nasse Fußgänger" anwenden.
Istanbuler sind keine Freunde von Wolkenbrüchen, das lässt sich an einem Tag wie heute auf jedem Gesicht ablesen. Immerhin werden beim ersten Regentropfen an jeder Ecke Regenschirme verkauft. Dennoch steigen scheinbar viele Fußgänger auf öffentliche Verkehrsmittel um, denn mein Morgenzug war gelinde gesagt überfüllt. Eine wirkliche Einsteige-/ Austeigekultur ist quasi unbekannt. Es wird gedrengelt, gedrückt und gequetscht, bis man selbst drin ist. Das Prinzip "Erst aussteigen lassen, dann selbst einsteigen" ist gänzlich unbekannt. Es würde das Morgengewühle allerdings auf revolutionäre Weise minimieren. So aber reiben sich zwei entgegengesetzte Menschenströme rempelnd aneinander, in dem verzweifelten Versuch sich in die überfüllten Fahrzeuge zu quetschen. Und ich bin mittendrin.
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