Samstag, 10. Dezember 2011

Sprechen lernen

Am letzten Montag habe ich meinen Sprachkurs begonnen. Das heißt: In den nächsten zwei Monaten werde ich  im Anschluss an meinen Unterricht selbst zur Schülerin und gehe drei Mal die Woche für drei Stunden in den Anfängerkurs für Türkischwillige im TÖMER. Mein insgeheimer Wunsch, dort vielleicht jemand Deutschen zu finden, mit dem ich mich in meiner Muttersprache austauschen kann, wurde nicht erfüllt: Es gibt vier Russinnen, drei Sri Lanker, zwei Amerikaner, einen Engländer - und mich.
Lustigerweise habe ich mich in den Unterrichtsmethoden unserer netten jungen Lehrerin Emine wiedererkannt: Mit freundlichem Drängen aus den Schülern herausquetschen, was du ihnen Sekunden zuvor erst beigebracht hast. Und die Phrasen, die sie benutzt (Jetzt!/ Wiederhole!/ Wer weiß es?/ 10 Minuten Pause) sind exakt die gleichen, die ich auch verwende. 
Bisher ist der Unterricht noch sehr leicht, denn wir wiederholen, was ich schon kann: Mich vorstellen, Nummern, kurze Gespräche. Emine drillt uns allerdings mit einer gewissen sardistischen Freude: Sie bekommt immer so ein fieses kleines Grinsen, wenn sie überlegt, wenn sie als nächstes dran nimmt. Ich entpuppe mich dabei als kleine Streberin, die insgeheim mehr Hausaufgaben fordern möchte - einfach damit ich die Sprache schneller lerne. Immer wenn meine Schüler auf mich zugestürmt kommen und ich kein Wort verstehe, packt mich die Ungeduld: Wie lange kann es denn dauern, einfache Sätze zu verstehen?
Ob ich für den Kurs bezahlen muss, stellt sich in der nächsten Woche heraus, denn das Kadiköy Belediyesi (in Persona: meine alte Gastmutter), hat einen Antrag gestellt, mich von den Kosten zu befreien. Die Nachfrage, ob der Antrag genehmigt wurde, stellte sich dann aber wieder als unerwartet kompliziert heraus: In der Sprachschule konnte keine der Sekretärinnen Englisch. In einer Sprachschule! Es wird halt nie langweilig....

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