Dienstag, 6. Dezember 2011

Erasmusluft

Am letzten Wochenende habe ich Erasmusluft geschnuppert. Realtiv spontan hat Andrea mich zu dem Trip nach Troy-Çanakkale(Gallipoli)-Edirne eingeladen. Ein Kurztrip per Reisebus mit einer Übernachtung, wenig Schlaf und viel Feiern. 
Unser Trip startete denkbar nervenaufreibend: Da wir nachts um 1 Uhr losfuhren, beschlossen wir den Antritt unserer Reise bereits mit einigen Bierchen zu beginnen und trafen und bei den "Lieblingsnachbarn" von Andrea. Von dort nahmen wir das Taxi zur Technischen Universität, die in der Nähe von Taksim und damit unweit von Andreas Wohnung liegt. Meine Sachen hatte ich in Andreas Koffer getan, der so sperrig war, dass wir ihn im Kofferraum des Taxis verstauten. Mitten auf dem Taksim-Square passierte es: Elody ging es plötzlich nicht mehr gut und wir verließen eilig das Taxi. Erst einige Minuten später wurde uns dann siedendheiß klar: Im Kofferraum des Taxis lag noch immer unser Koffer. Und: Mitten auf dem Taksim-Square stehen um die fünfzig knallgelbe Taxis - unmöglich also das richtige unter ihnen zu finden. Während wir aber dennoch umher irrten, in der Hoffnung, der Taxifahrer würde uns finden, sagte ein Blick auf die Uhr: 12.50. Noch zehn Minuten bis zur Abfahrt des Busses. Der perfekte Moment, um in Panik zu verfallen. Glücklicherweise löste sich die Situation dann doch auf: Der Taxifahrer brachte uns grinsend den Koffer zurück und wir verfrachteten Elody ins nächste Taxi und kamen gerade noch rechtzeitig am Bus an.
Am Samstag stand zunächst Sightseeig an den Orten an, für die Türken eine große Vorliebe haben: Kriegsschauplätze. Wir besichtigten die Orte, an denen verschiedene Schlachten stattgefunden hatten, die für die Gründung der Republik von entscheidener Bedeutung waren. Zu sehen waren dort allerdings nur große Plastiken, nebst Wald und Meer bei strahlendem Wetter.
 








Anschließend besichtigten wir die Ausgrabungsstätte von Troja und kletterten Schichtweise in das große Holzpferd. Der Film Troja aus dem Jahr 2005 (den unser Führer ziemlich eindeutig als "Trash" titulierte) entpuppte sich als beste Werbung für die Ausgarbungsstätte und sorgte dafür, dass sich die Besucherzahlen auf mehrere Millionen jährlich steigerten. Zu sehen waren natürlich nur Ruinen und Steine, sodass sich das Aussehen der Stadt vor mehr als zweitausend Jahren nur erahnen ließ. Sollte die Sage um das legendäre Holzpferd tatsächlich so stattgefunden haben, dann wurde das überdimensionale Spielzeug wohl über diese Rampe in die Stadt gefahren:



Am Samstagabend statteten wir der örtlichen Disko einen Besuch ab. Ein guter Abend bei elektronischer Musik, gekrönt von der obligatorischen Schlägerei, die dazu führte, dass die Italiener unserer internationalen Truppe die Nacht auf dem Polizeirevier verbrachten - und unsere Abfahrt sich erheblich verzögerte.




 Weiter ging es dann erneut in ein Militärmuseum, in dem uns übermüdeten Frühheimkehrern Filme gezeigt wurden, die in Kleinstschritten über die Seeschlacht der türkischen Armee im Krieg 1915 informierten. Wir begnügten uns schließlich damit, Lachanfall geplagt die ausgestellten Kanonen abzufotografieren - und die herrliche Seeluft zu genießen.



Später am Abend besuchten wir die Selimiye-Moschee in Edirne und konnten das Abendgebet miterleben. Andächtig standen wir hinter der Absperrung und beobachteten die Männer, die erst still verharrten und sich dann in ihrem ganz eigenen Rhytmus verneigten. 



Nach Abendbrot (Köfte plus pure Zwiebeln) und Bier im Irish Pub traten wir die Heimfahrt an, die dank Geburtstag eines Griechen in einer Busparty endete. Dabei stellte sich 1. heraus, dass an Raststätten am Highway in der Türkei kein Bier verkauft wird und 2. dass in der Provinz nur schlechte Radiosender aufzufinden sind, sodass sich das Bereitstellen von guter Partymusik erheblich erschwerte. Letzendlich tanzte sich die Studententruppe bei bereits erwähnter Fahrweise und schlechter Straßenverfassung durch die Nacht.
Erkenntnis auf dieser Fahrt: Erasmusstudenten wissen wie man feiert. Aber auch: Türken haben ein erhebliches Problem, was das Bereitstellen öffentlicher Toiletten betrifft: Sie sind rar, häufig ohne Klopapier, manchmal ohne Licht oder gar in ihrer asiatischen Ausführung - als Hockklo...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen