Mittwoch, 30. November 2011

Kleine Unterschiede

Ich bin nun einen Monat in der Türkei. Nachdem die ersten Tage noch in einem mäßigen Tempo vergingen, beginnt die Zeit allmählich zu rennen. Die Tage ziehen dahin, werden zu Wochen. Ich fürchte, die 140 Tage werden schneller vergehen, als ich erwartet hatte...
Zeit also von ein paar Kleinigkeiten zu berichten, die das Lebenin Istanbul so mit sich bringt..

Es gibt Momente, in denen ich einfach vergesse, dass ich in Istanbul bin, einfach weil es Orte in dieser Stadt gibt, die sich in keiner Weise von deutschen Innenstädten unterscheiden. Ich rede dabei nicht nur von den Innenräumen einschlägiger Fast Food-Ketten, deren Einrichtung rund um den Globus die Gleiche ist. In der U-Bahn beispielsweise lässt sich nicht unterscheiden, ob man sich gerade in Hamburg oder Istanbul befindet. Und wann immer ich gemeinsam mit meinen Gastfamilien deren Freunde besucht habe, ließen sich in deren Wohnungen Ikea-Möbel und Dekorationen wiederfinden, gleich wie in Deutschland. Dann aber wiederrum muss ich nur einen Blick auf die Straße hinauswerfen und die Unterschiede springen mir ins Auge. Auf Istanbuls Straßen ist es laut und immer sind viele Menschen, meist zu viele Menschen unterwegs. Deutschland wirkt dagegen aufgeräumt, beinahe steril. Türkische Geschäfte sparen auch nicht an großformatigen Werbeschildern. Die Innenstädte sind gesprenkelt von all den Plakaten und Schildern, Bussen, Taxis und Passanten.
Seinen Weg zu finden bedeutet auch immer: Irgendwie über eine vielbefahrene Straße zu rennen, während die Ampel den Dienst verweigert und die Autos nicht langsamer werden. Es bedeutet, sich an Passanten vorbeizuquetschen und auf einem Fußgängerweg voller Stolperfallen die Augen offen zu halten. Es bedeutet, an jeder Straßenecke einen anderen Duft in der Nase zu haben, weil immer irgendwo Esskastanien gebraten, Poppcorn gemacht oder Simit verkauft wird - und wenn nicht, dann weht einem der Duft aus dem nächsten Straßenlokal in die Nase.

Jeden Tag schallt der Ruf des Muezzins über die Hausdächer der Stadt. Egal wo in der Stadt man sich gerade befindet, immer ist eine Moschee nahe genug, um seinen Ruf zu hören. Wenn man sich gerade wundert, ihn heute noch gar nicht gehört zu haben - hallt schon sein Gesang von den Hauswänden wieder. Überhaupt Musik: Eine Weile habe ich bei offenem Fenster immer wieder eine Melodie hören können, die mich auf befremdliche Weise an das Thema der Harry Potter-Reihe erinnert hat. Es hat eine Weile gedauert, bis mir aufging, dass es sich um die Pausenglocke der naheliegenden Schule handelt. Statt eines monotönen Bimmels werden die Schulkinder von einer nettem Melodie an das Ende der Pause erinnert. Ähnliches lässt sich beim Metrobus beobachten: Wenn die Türen schließen, dann nicht mit einem Piepen, sondern begleitet von Beethovens "Für Elise" - nur in doppelter Geschwindigkeit.
Ich habe heute ein sehr interessantes Format mit Geschichten rund um Istanbul entdeckt. Orient Express heißt die Sendung. Unbedingt mal reinschauen!
http://www.tagesschau.de/videoblog/orient_express/index.html


Mehr kleine Dinge berichte ich morgen!

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