Die letzten beiden Tage sind in einem Meer von Eindrücken und Erlebnissen untergegangen. Gestern habe ich meine Arbeit als Englischlehrerin aufgenommen. Der Anfang hätte allerdings besser sein können: Mein Gastvater hat mich zu meiner ersten Stunde um 09.30Uhr hingefahren - oder es zumindest versucht. Für 6 Kilometer haben wir beeindruckende 1 1/2 Stunden gebraucht, der legendäre E5 sei dank. In einem unübersichtlichen Gewühl von Autos und Bussen war schlicht kein Durchkommen. Es stellt sich dann aber heraus, dass die Schüler samt und sonders nicht gekommen waren, sodass mein Zuspätkommen keine Folgen hatte. Am Nachmittag hatte ich dann zwei weitere Klassen, wobei erstere aus lediglich 3 Jungen bestand. Wir gingen durch den Klassenraum und lernten "Pencil" & Co und anschließend malte ich die Gegenstände an die Tafel und die Jungen spielten mit ihren neu erlenten Vokabeln Montagsmalerei. Zum Ende der Stunde bekam ich von allen der drei Jungen eine Liebeserklärung und einer von ihnen machte die typisch türkische Das-ist-super-lecker/hübsch Handbewegung, bei der alle vier Finger auf den Daumen gedrückt und auf Mundhöhe schnell vor und zurück bewegt werden. Und das mit den Worten "çok güzel"- sehr schön.
Von der nächsten Klasse bekam ich eine gemeinsame Liebeserklärung und nachdem wir gemeinsam die Klassenraumvokabeln gelernt hatten, musste ich von jedem einzelnen Schüler dessen Arbeitsheft mit meiner Unterschrift signieren.
Das Unterrichten ist nicht besonders schwierig - mit den Kindern zu sprechen allerdings schon. Burak, ein Kollege, fungiert als Übersetzer, zeitweilig auch als Co-Lehrer. Wir besprechen gegenseitig das Vorgehen und während ich den Unterricht leite, gibt er die Anweisungen an die Kinder weiter. Es ist weniger ein professioneller Unterricht als vielmehr ein Nachmittagsunterricht mit vollem Körpereinsatz der Kinder. Ginge es nach ihnen, bräuchte ich die ganze Stunde nichts anderes tun, als immer neue Wörter einzuführen und reihum nachsprechen zu lassen. Die 3B, zu Beginn der Stunde eine laute und mürrische Runde, geriet an den Höhepunkt der Begeisterung, als ich die neugelernten Farben anhand der Sachen im Klassenraum abfragte. Nacheinander drückten sie mit ihre Stifte, Federmappen, Jacken und Anspitzer in die Hand, damit ich sie nach deren Farbe befragen konnte. 30 Minuten ging das so. Als ich schließlich die Stunde beendete, herrschte allgemeine Enttäuschung.
Ingesamt habe ich sehr viel Spaß bei der Arbeit. Ich wünschte nur, ich könnte die Kinder besser verstehen und mehr mit ihnen kommunizieren. Nun heißt es: Türkisch lernen!
Beim Unterricht
Das obligatorische Bild von Atatürk über der Tafel
Der Aufenthalts-/ Arbeitsraum
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