Dienstag, 29. November 2011

Danke Omi!


Nach den sehr traumhaften letzten vier Wochen habe ich mit böser Vorahnung auf den Tag gewartet, der mir meinen ersten Nervenzusammenbruch beschert. Ein typischer „Wär ich doch im Bett geblieben“-Tag, nur eben auf Türkisch. Ich kann behaupten: Dieser Tag war heute. Und er hat mit allem aufgewartet, worauf man lieber verzichten möchte.
Der Überfülltheitsgrad des 8:02 Uhr-Zugs erinnerte an Tokioter-Verhältnisse – eine Stadt, deren Bahnen typischerweise so überfüllt sind, dass Menschen dafür bezahlt werden, die Insassen in die Bahnen zu quetschen. Habe mich mehr denn je wie eine Sardine in der Dose gefühlt.
In der Schule wartete bereits die Fotografin der Kadiköy Gazette auf mich, die mich an einem denkbar ungünstigen Moment erwischte und eine Reihe unvorteilhafter Bilder geknipst haben dürfte. Es folgten zwei anstrengende Unterrichtsstunden mit aufgredrehten Kindern – zum ersten Mal ohne Burak als Übersetzer, was die Kinder dazu ermunterte, zu tun, als wüssten sie nicht, was ich von ihnen verlange, selbst wenn ich es in geraden Sätzen ausdrücken konnte. Schlussendlich liefen alle wild durcheinander, während ich versuchte ihnen die englischen Ausdrücke für allerlei verschiedene Früchtchen beizubringen.
Nach der letzten Stunde schließlich stattete ich den lieben Vodafone Mitarbeitern einen weiteren Besuch ab. Sie erkannten mich tatsächlich wieder. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb der einzige Mitarbeiter, der einigermaßen in der Lage war, Englisch zu sprechen, fluchtartig in den Pausenraum flüchtete, anstatt mir bei der Klärung meines Problems zu helfen. Ganz nach dem Motto: „Die verrückte Deutsche ist wieder da – Ich mach mal Pause!“ Eine Stunde mühsamen Übersetzens später war dann klar: Mein deutsches Handy bleibt weiterhin ungenutzt. Da Hidir meine türkische SIM-Card auf seinen Namen gekauft hat, kann ich mein Handy nur registrieren, wenn ich eine weitere SIM-Card auf meinen Namen kaufe. Diese Frage hatte ich übrigens genauso schon einige Male gestellt – und gegenteilige Antworten bekommen.
Genau der richtige Tag also für eine Extraportion Nervenfutter, sprich: Schokolade. Als hätte sie es geahnt, traf heute das verfrühte Weihnachtspaket meiner Großmutter ein (Danke Omi!). Gut verpackt befanden sich darin Weihnachtssüßkram und Kaffee. Aber wie das an solchen Tagen eben ist: Selbst gut gemeinte Dinge gehen daneben. Und auf die Deutsche Post ist sowieso kein Verlass. Statt eine gut erhaltene Dosen Kaffee auszupacken, rieselte das süße Pulver beim Öffnen in dicken Rinnsalen aus dem Päckchen und blieb überall kleben: Auf der Couch, auf dem Boden, an mir. Wer also in Zukunft plant, mir ein Päckchen in die Türkei zu schicken, der nehme bitte Abstand von Dosen mit Kaffeepulver. Ansonsten werde ich mir bald eine neue Gastfamilie suchen oder die Couch ersetzen müssen – oder beides ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen